Da wir nicht immer nur Tag für Tag schnorcheln und die Zeit an den wunderschönen Stränden Curaçaos verbringen wollen, stand heute die Wanderung auf den knapp 400 m hohen Christoffelberg an. Mein Mann hatte diesen Wunsch explizit geäußert und ich habe mir gedacht, dass knapp 400 Höhenmeter ja nicht so wild werden könnten. Weit gefehlt, der Aufstieg war anstrengend und ganz anders als erwartet – doch beginnen wir von vorne.
Für unsere Verhältnisse ging es relativ früh gen Nationalpark, in dem sich u. a. auch der Christoffelberg befindet. Wir waren um 9 Uhr dort, max. bis 10 Uhr darf der Aufstieg zum Berg erfolgen. Es wird empfohlen, sehr früh zu starten und ausreichend Wasser mitzunehmen. Wir hatten über 4 l dabei, 2 Flaschen waren noch komplett gefroren, so hatten wir auch für den Rückweg kühle Getränke bei uns. Der Eintritt in den Park kostet 25 NAF (ca. 13 Euro) pro Person. Man kann mehrere Wanderungen vornehmen und diverse Aussichtspunkte besuchen, diese werden mit dem Auto angefahren, da wandern nur in bestimmten Bereichen erlaubt ist, nicht aber auf der durch den Park verlaufenden Einbahnstraße.
Ich war immernoch auf eine nicht bedonders anstrengende Wanderung eingestellt, doch bereits nach den ersten größeren Steinen und Abschnitten, die erklommen werden wollten, wurde es zunehmend anstrengender. Zum einen lag das an der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit, zum anderen hatte ich ca. 8 Wochen keinen Sport mehr machen können. Meine Lunge machte sich bemerkbar und ich bekam durch die Anstrengung schlecht Luft. Deshalb machten wir des Öfteren Trinkpausen, was aber aufgrund der Hitze ohnehin sinnvoll war. Denn schon bald waren wir komplett rot und durchgeschwitzt, dabei machen wir sonst viel Sport und haben eigentlich eine gute Kondition. Wie ich bei einigen Leuten auf dem Weg nach oben sehen konnte, erging es ihnen nicht anders. Sie mussten ebenfalls ab und zu pausieren und sahen (genau wie wir) ziemlich angestrengt aus 😉
Dennoch machte es viel Spaß und je höher wir kamen, desto anstrengender und schwieriger wurde es. Festes Schuhwerk ist unbedingt zu empfehlen. Mit Sandalen und Flip Flops würde ich hier nicht drauflos marschieren – doch auch diese Beach-Wanderer konnten wir sehen. Ob sie es bis nach oben geschafft haben, weiß ich nicht, aber ich stelle es mir schmerzhaft vor. Denn die Abschnitte wurden zunehmend schwieriger und anstrengender. Wir mussten richtig klettern und nicht mehr einfach nur wandern. Ich merkte, dass ich beim letzten Abschnitt an meine Grenzen kam. Denn irgendwann wurde aus dem Klettern ein einziges Gekraxel und man fand kaum noch Halt. Ich sah Personen vor diesem Abschnitt umkehren und konnte sie gut verstehen. Denn die Felsspalten, durch die man hindurch klettern musste, wurde immer schmaler und steiler. Ich konnte nun langsam auch nicht mehr. Mein Mann kletterte voraus und wollte nachsehen, wie weit es noch sei. Nach einer kurzen Pause mobilisierte ich meine letzten Kräfte und folgte ihm. Ich dachte nur daran, bloß nicht abzustürzen, da der Urlaub dann gelaufen sei! Aber es ging zum Glück alles gut und wir erreichten den Gipfel – was für ein wunderbares Gefühl! Die fantastische Aussicht belohnte uns für die Strapazen. Ich war froh, nicht kurz vor dem Ende aufgegeben zu haben. Plötzlich entdeckte ich einige der Personen, die vorhin vor der schwierigen Passage umgekehrt waren. Wie konnte es also sein, dass sie vor uns auf der Spitze angekommen sind?! Ich sprach sie an, ob sie einen anderen Weg genommen hätten und sie bestätigten dies. Froh darüber, einen anderen Weg zurück nehmen zu können, als den schwierigen, sehr steilen kurz zuvor gewählten, machten wir erstmal eine ausgiebige Pause und genossen den Ausblick, ehe wir uns an den Abstieg begaben.
Auf dem Rückweg merkten wir dann, dass sich kurz vor dem Gipfel der Weg teilte, was wir zuvor übersehen hatten. Zur linken führt ein Weg hoch, der mit einem gelben Pfeil und einem Stern markiert ist, zur rechen der schwierige Pfad mit einem gelben Pfeil und drei Sternen. Wer richtig Lust auf Klettern hat (nicht wandern), dem sei der rechte Weg empfohlen. Wer es einfacher mag, der wähle den linken. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich den rechten Weg erklommen habe, weil ich an meine Grenzen ging und ihn dennoch geschafft habe – ein gutes Gefühl! 🙂
Uns hat die Wanderung inklusive Kletter-„Party“ echt Spaß gemacht und wir würden es jedem empfehlen, der gerne wandert/klettert. Nach dem Aufstieg haben wir uns noch die anderen Aussichtspunkte im Park angesehen und unser Mittagessen auf einer Picknickbank zu uns genommen. Die Stärkung war super. Anschließend sind wir zum Abschluss noch ins Café (beim Eingang des Nationalparks). Dort gab es zur Erfrischung noch ein kühles Getränk (Awa di Lamunchi, ein köstliches Curaçao-Original aus Zitronen) und einen Kaffee plus Muffin.